Der Tod der alten Jadwiga in dem polnischen Dorf Dominikowo (dt. Mienken) lässt längst vergangen geglaubte seelische Verletzungen wieder aufbrechen und bringt Familiengeheimnisse ans Tageslicht.
Vor 30 Jahren hatte sich Jadwigas Tochter Danuta in den deutschstämmigen Julian verliebt, der daraufhin seine Affäre zu Johanna, die ein Kind von ihm erwartete, mit den Worten: "Du warst nur ein Stück Fleisch für mich!" abrupt abgebrochen hatte.
Jadwiga lehnte Julian ab, weil er Deutscher war und brachte die beiden auseinander: "Nur über meine Leiche!", das waren ihre Worte.
Danuta brachte ihre Tochter Paulina zur Welt. Die uneheliche Geburt wurde durch die Heirat mit Julians Jugendfreund Robert vertuscht. Robert übernahm die Vaterrolle mit großer Verantwortung und viel Gefühl.
Julian wurde Philosophie-Professor in Berlin, bekannt durch seine "Theorie der Liebe".
Der Schwerpunkt, den er in der Theorie auf Eros und zwischenmenschliche Leidenschaften legte, steht
im krassen Widerspruch zu seinem Leben.
Seit seiner großen Liebe Danuta hat er keine dauerhafte Beziehung mehr aufbauen können und
lebt relativ einsam in der Großstadt. Von seiner Studentin Paulina fühlt er sich
angezogen, weil es ihm schmeichelt, wenn sich so junge Frauen für ihn interessieren.
Nicht nur um seine Einsamkeit zu dämpfen, besucht er regelmäßig einen Club, sondern auch um dort fasziniert die Domina "Eva" zu genießen, die ihn ständig an Danuta erinnert. Dort erforscht er die Gefühlswelten zwischen Mann und Frau.
Als Jadwiga stirbt, kommt es zu einem Erdrutsch in seinem Leben. Er erhält einen Anruf von Robert: "Komm sofort, es geht um Danuta!" Ohne weiter nachzufragen packt er seine Sachen und fährt das erste Mal nach all den Jahren nach Polen.
Der laue Junimonat, die längst vergessenen Düfte auf dem Land und die lange nicht gehörte Sprache berauschen ihn geradezu. Wie betäubt nähert er sich dem Dorf, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Auf dem Hof ist das traditionelle Mittsommernachtsfest im Gange, dessen Fröhlichkeit durch den Tod der Großmutter nur leicht gedämpft ist.
Danuta erkennt Julian nach der langen Zeit nicht gleich wieder. Erst als er seine Flöte auf
dem Heuboden findet und ihre alte Melodie, den Lockruf der Liebe, anstimmt, hat sie Klarheit.
Robert beobachtet, wie die beiden sich wieder näher kommen, und nutzt diese Situation,
einen schon lange gereiften Entschluss zu festigen - er wird die Lebenslüge verlassen,
er wird fort gehen.
Noch hat Julian aber das große Geheimnis nicht erfahren. Sogar als er in Paulina seine Studentin aus Berlin erkennt, dringt ihm noch nicht ins Bewusstsein, dass sie seine Tochter sein könnte.
Erst bei einer Prügelei mit Robert, der ihn bei der Beobachtung von badenden Frauen am See überrascht, erfährt er die ganze Wahrheit.
Die wachsende Spannung findet ihren Höhepunkt, als Paulina die Situation nicht mehr erträgt, in den Wald rennt und in einem Steg am Ufer einbricht. Robert und Julian retten ihre Tochter gemeinsam und tragen sie nach Hause. Die Mutter, Danuta, verbindet ihr am Lagerfeuer das verletzte Bein.
Nach diesen Erschütterungen sitzen am anderen Morgen alle vier beim Frühstück unter dem Apfelbaum. Julian und Danuta verbindet bereits eine stille Nähe.
Robert ist heiter und gelassen, weil er weiß, dass er weggehen und seine schriftstellerischen Ambitionen verwirklichen wird.
Paulina ist unruhig und bedrückt. Noch versteht sie nicht wirklich die Verwicklungen am Fest und findet ihr zu Hause nur abscheulich.
Am Ende verlassen einige mehr als nur Robert das Dorf.
Zahlreiche Nebenfiguren und vor allem das dokumentarisch gefilmte Sommerfest in Dominikowo bereichern diesen zentralen Handlungsstrang.
Da ist der wunderliche Imre, der seinen Emotionen nur in Bewegungen Ausdruck geben kann, die dem Butho-Tanz ähneln. Im Gespräch zweier Frauen am Lagerfeuer kommt das traumatische Erlebnis zur Sprache, das Imre zu einem Sonderling hat werden lassen.
Paulina ist in ihn verliebt, die Mutter will ihr die Aussichtslosigkeit dieser Beziehung klar machen. Es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen. Für Paulina verkörpert die Mutter jenes freudlose Leben, den Verzicht auf die Liebe um der Konventionen willen, welches ihr Professor Julian immer so verdammt.
Als sie in diesem Professor ihren Vater vorgesetzt bekommt und wahrnimmt, dass er selbst ganz anders gelebt hat, als seine Theorie es fordert, wendet sie sich ab.
Danuta lässt sich von der Freundin Elzbieta die Tarot-Karten legen und über ihr Leben beraten.
Robert spielt am Lagerfeuer betrunken Akkordeon und prostet einem sehr jungen Mädchen zu, das von seinem Verhalten leicht schockiert ist. Julian wird von der exaltierten Sarah bedrängt, die ihn verführen will und nicht begreift, dass seine Gedanken um Danuta und seine neu entdeckte Tochter kreisen.
Solche Szenen, der natürliche Lauf des Sommerfestes und vor allem die dichte, von vielen
eigenartigen und doch prachtvollen Menschen und der Natur des Dorfes geprägte Atmosphäre
des Schauplatzes Dominikowo, verleihen dem Film eine stille, melancholische Schönheit.
Das Leben ist stärker als alle Theorie.