Julian, ca.60 Jahre alt, Professor in Berlin, Lehrstuhl für Philosophie. In diesem Jahr hält er eine Vorlesung über "Sexus, Eros und Caritas" - über die Liebe.
Vor 30 Jahren lebte er in Dominikowo. Er hatte sich damals leidenschaftlich in Danuta verliebt. Als Deutscher sollte er aber nicht mit einer Polin zusammen bleiben. Danutas Mutter hatte diese Verbindung mit dem apodiktischen Satz, "Nur über meine Leiche!", erfolgreich zu verhindern gewusst.
Julian hat Polen daraufhin Hals über Kopf verlassen und ist nach Deutschland gegangen. Für ihn blieb Danuta die einzige große Liebe, die er im Laufe der Jahre mehr und mehr idealisierte. Bis heute.
Während seiner Vorlesungen wird er auf Paulina aufmerksam - eine Studentin, die ihm an den Lippen
hängt. Er bemerkt ihre Empathie, es schmeichelt seinem Ego, auf ihre zarten Annäherungsversuche
geht er aber nur sehr zaghaft ein. Er fühlt sich gleichzeitig ein wenig verfolgt und erotisch
angezogen. Paulina sitzt mit Julian in einem Restaurant, Julian greift nach ihren Händen, eine
zarte Annäherung.
Paulinas Freunde sind Musiker, sie spielen in einer Rockband, Julian begegnet ihnen auf dem
Uni-Flur, wie sie erregt an einem neuen Text über die Liebe arbeiten - Paulina lädt ihren
Professor zum Konzert ein.
Julian betritt ein Etablissement. Eva, die Domina hat eine starke Ähnlichkeit mit seiner Danuta, (sie könnten Schwestern sein, Eva ist ca. 12 Jahre jünger), sie gehen sehr vertraut miteinander um. Eva legt die Folterinstrumente beiseite, setzt sich bequem in einen der Spezialsessel, Julian sitzt zu ihren Füssen und sie diskutieren über die Grenzerfahrungen der körperlichen Liebe, über ... Julian sitzt auf dem Boden und macht sich seine Notizen...
Während einer Fahrradtour am Wannsee erhält er einen Anruf von Robert - seinem noch in Dominikowo lebenden Jugendfreund. Der fordert ihn in kurzen Sätzen auf, sofort nach Dominikowo aufzubrechen. Es gehe um Danuta.
Ganz gegen seine ansonsten rationale Natur macht er sich spontan zu dem Ort auf, den er damals fast fluchtartig verlassen hatte. So nähert er sich seiner Kindheit und dem Ort seiner großen Liebe, ängstlich und unsicher - er ahnt auch nicht im Geringsten was ihn dort erwarten könnte.
Dominikowo. Am vergessenen Bahnhof hält ganz selten ein Zug, diesmal steigt Julian aus. Ein staubiger, holpriger Feldweg führt nach Dominikowo: Durch nicht enden wollende Rapsfelder, erkämpft er sich mit seinem alten, viel gereisten, zerbeulten Alukoffer - mal ihn ziehend, mal tragend - seine Rückkehr.
Julian nähert sich vorsichtig dem Dorf Dominikowo. Aus dem Dorfladen fliegt eine verschimmelte
Tomate haarscharf an seinem Kopf vorbei.
So lernt er Sarah kennen, eine Dame von Welt, die jede extrovertierte Pose beherrscht.
Dorfstimmung - ein alltägliches Leben (dokumentarisch) - den Dorfbewohnern entgeht nichts.
Julian ist ärgerlich und geht weiter, während Sarah ihm lange nachschaut; sie fragt sich,
wo dieser interessante Mann wohl hingeht?
Als Julian sich dem Haus von Danuta und ihrer Mutter nähert, spürt er seine Unruhe und
aufsteigende Nervosität sehr deutlich. Wie eine Katze stiehlt er sich auf den Hof, auf dem
seine große Liebe Danuta lebt.
Viele Gäste (dokumentarisch), die einen ausgelassen, die anderen euphorisch, sind dort mit sich
und den Vorbereitungen zu einem Fest beschäftigt. Nach und nach erobert er sich, den Ort seiner
Kindheit. Er beobachtet und wird beobachtet, niemand begrüßt ihn, keiner fragt ihn irgendetwas,
keiner kümmert sich um ihn, also versucht er, sich ganz vorsichtig das Fest und den Ort seiner
intensiven Vergangenheit auf seine Art zu erobern.
Er beobachtet die spielende Katze, den herumstrolchenden Hund, das kleine Mädchen (Minia), das mit
ihrem Seidentuch wie eine Prinzessin tanzt - kennt er hier jemanden? Seine Aufmerksamkeit
konzentriert sich auf Frauengesichter. Er versucht, zu erraten, welche von ihnen Danuta sein
könnte.
Zunächst bemerkt ihn niemand, ein Fremder fällt nicht sofort auf. Julian betritt die alte Scheune, jetzt fühlt er sich unbeobachtet, schaut sich um, stöbert in alten Schubladen und Schränken herum. Auf dem Dachboden, versteckt auf einem Balken, findet er ein Kästchen. Zärtlich putzt er den Staub weg und entnimmt ihm seine alte Blockflöte.
Er steckt die Flöte zusammen.
Als er die ersten Töne anspielt, schaut er durchs verstaubte Fenster und sieht, wie ein Mann
(Imre) auf der Wiese hinterm Haus allein tanzt (Butoh). Die Blockflöte spielt "Lockruf der
Liebe" - das Lied von damals, als sie sich immer wieder heimlich in ihrem Liebesversteck
trafen. Als Julian sich dabei erwischt, bricht er abrupt ab.
Danuta unterhält sich im Garten mit ihrer Freundin Elzbieta und ist im Begriff sich aus einer
Karaffe ein Glas Wasser einzugießen, als sie die kurze Melodie hört.
Sie erstarrt und greift daneben.
Robert beobachtet sie und gießt ihr Glas voll... "Was würdest Du nur ohne mich machen".
Elzbieta schaut ihn konsterniert an.
Danuta geht langsam mit dem Glas in der Hand auf die Scheune zu. Dabei vergießt sie das Wasser,
das Glas fällt ins Gras. Sie hält inne, löst sich die zusammengebundenen Haare und ändert die
Richtung - sie verschwindet im Haus.
Im Garten unterhalten sich die Gäste angeregt und niemand bemerkt etwas, nur Robert - ihr Mann -
spürt ihr ungewöhnliches Verhalten.
Nach einer Weile verlässt Julian die Scheune, um sich unter die Gäste zu mischen, als er einen Streit aus der Küche hört. Neugierig nähert er sich dem Fenster und beobachtet von außen, ein wenig in den Büschen versteckt, wie sich Danuta mit ihrer Tochter Paulina streiten.
Paulina wirft Danuta vor, keine Ahnung von wahrer Liebe zu haben. Niemals wolle sie das Leben ihrer Mutter führen, sondern nur ihr eigenes. Sie stellt ihr vorwurfsvoll die Frage ob sie überhaupt jemals geliebt habe.
Julian erkennt Danuta, schaut zu und ist sich nicht ganz sicher, aber er glaubt, auch Paulina, seine Studentin aus Berlin erkannt zu haben. Als der Streit eskaliert, verlässt Paulina die Küche. Danuta ist verzweifelt, sie schlägt vor Wut das Fenster zu und bleibt noch eine Weile erstarrt stehen. Julian würde sie so gerne in seine Arme schließen, sie trösten. Regungslos steht er - durch das halb offene Fenster getrennt, direkt vor ihr - Danuta weint und sieht ihn nicht.
Das Fest ist in vollen Zügen, der Dorfpfarrer läuft in seiner Kutte von einem zum andern.
Julian findet das weggeworfene Glas im Rasen, er hebt es auf und stellt es auf den Gartentisch.
Sarah bereitet eine Modenschau vor, die Models schminken sich vor einem großen Spiegel, den Julian
an einem Baum platziert. Er tanzt mit Sarah. Es kommen immer mehr Gäste hinzu. Sie freuen sich
auf die bevorstehende Mittsommernachtsfeier, aber irgendwie merkt er, dass über dem ganzen auch
ein Schleier von Trauer liegt.
Die Bürgermeisterin übergibt Danuta und Robert eine selbst gemachte Torte.
Julian kennt hier niemanden, will aber einen Beitrag zum Fest leisten: Es ist bereits
"Magic Hour", so stellt er sich auf dem Balkon des Hauses und spielt Blockflöte.
Danuta steht allein mit einem Weinglas am Jasminbusch. Auf der anderen Seite steht Robert,
Imre hockt neben Robert und isst Kirschen.
Als die Melodie... "der Lockruf der Liebe" erklingt, ist Danuta jetzt ganz sicher,
dass der Mann auf dem Balkon Julian ist - ihre große Liebe von damals. Nun steht sie da,
schaut ihn an und alle Gefühle spiegeln sich in ihrem Gesicht wieder - Robert beobachtet sie dabei...
Er erstarrt.
Minia hüpft durch die Wiesen und pflückt wunderschöne Blumen, die sie später zu bunten Sträußen
bindet.
Robert steht mit Elzbieta und sie fragt ihn, ob er Julian hierher geholt habe. Robert antwortet
nicht, sondern grinst kurz und sagt, dass das Schicksal sich immer seinen eigenen Weg bahnt.
Fest (dokumentarisch)
Danuta geht auf Robert zu, der gerade Holz für`s Lagefeuer hackt und fragt ihn, wie Julian
hierher gekommen sei? Von weitem sehen sie, wie sich Julian erregt und fröhlich mit
Paulina unterhält. Robert sagt ironisch, das sei wohl der große Professor aus Berlin von dem
Paulina so begeistert ist.
Danuta unterhält sich gerade mit dem Pfarrer, Paulina stellt ihr Julian vor und kann dabei
ihre Begeisterung über ihren Professor nicht verheimlichen. Danuta reagiert nur kurz angebunden.
Sie ironisiert seine Liebesthesen, hält sie für absurd, stellt ihn dem Pfarrer vor und verlässt
ganz unvermittelt, schroff und unfreundlich den Kreis.
Julian ergreift Partei für Danuta, unternimmt einen Versuch, sie zu verteidigen: aber diesmal ist
auch Paulina von seinen Argumenten enttäuscht. Sie fühlt sich gänzlich unverstanden. Der Pfarrer
versucht die Situation zu schlichten.
Robert steht unweit des Geschehens, isst gerade etwas und beobachtet alles kommentarlos.
Immer wieder sehen wir, wie Paulina mit Imre ein zartes, fast unschuldiges Liebesspiel andeutet - ihre Beziehung ist traumhaft schön, ein wenig unschuldig, sehr verspielt und frisch.
Sarahs Modenschau ist ein voller Erfolg, die Modells ausgelassen und kokett, die Gäste begeistert.
Paulina scheint sich mit Julian wieder ausgesöhnt zu haben, sie unterhalten sich angeregt und schauen sich gemeinsam die Modenschau an.
Bei Einbruch der Dunkelheit liegt ganz hinten im Garten, mitten im Gras, eingerahmt von Birken,
fast unsichtbar, die 90 jährige Großmutter in einem Sarg - ausstaffiert mit einem weißen Bettlaken.
Wir können unter dem weißen Tuch nur die Füße und ihr Gesicht sehen.
Am Fußende kniet Minia, die 9jährige Prinzessin des Festes, kitzelt mit ihrem Seidentuch die Füße der
Toten und summt dabei eine Melodie.
Sie ist fröhlich, holt sich ihr Kristallprisma, schaut intensiv in sein zauberhaftes Farbspektrum
und wünscht sich, "Wenn sie groß ist, möchte sie gerne ein Schloss, mit Pferden
und ..." haben.
In der Ferne sehen wir das Haus mit seinem Balkon davor, dazwischen in Verlängerung des
Sarges Qualm vom Lagefeuer.
Paulina sitzt neben ihrer Mutter unterm Balkon und friert. Danuta versucht, ihr die rote Decke umzustülpen, diese wehrt jedoch ihre Geste entschieden ab. Die Gäste freuen sich ausgelassen, sie trinken, essen und reden. Robert lehnt an einem Baum, er beobachtet das Geschehen und spielt auf dem Akkordeon.
Hinten im Garten am Großmutters Grab zündet Paulina die Kerzen an. Sie beschwert sich, dass sie gerade in dem Moment gegangen sei, zu dem sie sie so dringend gebraucht hätte.
Sarah bemüht sich um Julian, ihm gefällt das und sie flirten heftig. Er fühlt sich
geschmeichelt und sie setzt ihre Verführungskünste eindeutig ein.
Die Gäste singen am Lagefeuer, Minia bringt selbst gepflückte Blumen in die Runde, verteilt sie und sie
flechten Kränze und schmücken sich damit mädchenhaft und ausgelassen. (Mittsommernachtsfest - Tradition)
Danuta sitzt mit Elzbieta unter der Terrasse, sie ist ein wenig angetrunken. Elzbieta legt ihr Tarot - Karten und es fallen Sätze wie; "Du sitzt in einem Wagen, Du musst etwas ändern, etwas muss sterben, damit etwas Neues entstehen kann ..." usw
Am Lagefeuer sitzen zwei Freundinnen und sprechen über die Alte im Sarg. Sie sei zu ihrer
Tochter sehr streng, dafür aber zu Paulina unglaublich gut und verständnisvoll gewesen und
habe ein schweres Leben gehabt; sie habe Kommunisten und Deutsche gleichermaßen verabscheut, usw.
Zwei andere unterhalten sich gerade über Imre. Als er 6 Jahre alt war, habe ihm seine Mutter
ein totes Baby in seine kleinen Ärmchen gelegt und ihm aufgetragen, es dem Pfarrer zu bringen.
Danach habe er nie wieder ein Wort mit ihr gesprochen und sich immer intensiver in seinen selbst
erfundenen Tanz vertieft. Zunehmend habe er den Kontakt auch zu fast allen anderen Menschen
verloren.
Die einzige, die ihn verstehen würde, sei Paulina - natürlich wolle Danuta sie vor ihm schützen.
Mutter und Tochter befänden sich darüber in dauerhaften und starken Konflikten. Schließlich habe
Danuta ihre Tochter nach Berlin geschickt, um sie so weit wie möglich von Imre fernzuhalten.
Paulina wird ungewollt Zeugin dieses Gesprächs und diese unheimliche Wahrheit über Imres
Vergangenheit. Sofort rennt sie los, um ihn zu suchen.
Sie findet ihn am See, beobachtet, wie er am kaputten Wassersteg tanzt. Sie schmiegt sich liebevoll in seine Arme und zwischen den beiden spielt sich eine Liebesszene ab.
Robert, ein wenig angetrunken, sitzt am Lagefeuer und spielt auf dem Akkordeon.
Sarah macht sich kokett und extrovertiert an Julian heran, Ihm schmeichelt das zwar,
aber er hätte es lieber unauffälliger, versteckter...
Julian macht irgendwie mit - aber nur, weil er zu ungelenk ist, Sarah abzuweisen.
Sarah versteht seine leisen, vorsichtigen Ablehnungsversuche nicht. Seine Gedanken sind woanders…. Seit seinem Spiel auf dem Balkon wird er unentwegt mehr oder weniger heimlich von Danuta beobachtet... Sarah gibt nicht auf, ist aber nicht aufdringlich.
Gäste amüsieren sich auf ihre Art (dokumentarisch)
Am Lagefeuer sitzt Danuta, in eine rote Decke eingewickelt, ihre Gedanken sind irgendwo weit,
sie starrt wortlos ins Feuer.
Auch Julian sitzt gedankenverloren irgendwo am Lagefeuer, und starrt wortlos ins Feuer,
Sarahs Annäherungsversuche weist er ab.
Robert spielt besoffen Akkordeon, neben ihm sitzt eine junge Frau, er prostet sie an;
-Ich bin`s leid, hier den Deppen zu spielen - zieht falsch am Akkordeon
-Ist doch war, habe die Schnauze endgültig voll - zieht am Akkordeon
-Haue hier ab - zieht am Akkordeon
Die junge Frau schaut ihn schüchtern an, sie prosten sich zu.
Die Gäste sprechen über die Liebe, das übliche Zeug, das Lagefeuer brennt, Robert ist betrunken und spielt weiter. Julian ist irritiert und traut sich nicht, Danuta anzusprechen, Sarah tritt von einem Fettnäpfchen ins nächste.
Julian stolpert in sein Schlaflager, einem Dachboden mit 30 Betten, dazwischen hängen Tücher,
die ein wenig Intimität wahren sollen.
Die meisten Betten sind bereits belegt. Er findet noch eins, aber irgendwie ist das nicht seine
Welt; er versucht es dennoch zu akzeptieren, was ihm sichtlich schwer fällt. Sarah kommt auf ihn
zu und lockt ihn zu sich in Ihr Doppelzimmer.
Er geht mit, als er aber von Sarah wie abgeschleppt durch die Küche gezogen wird, sieht er
Danuta, die in ihrer Schlafzimmertür steht.
Ihre Blicke begegnen sich kurz und intensiv - Sarah bemerkt davon nichts, sie wartet
bereits sehnsüchtig in ihrem Schlafzimmer.
Als beide dann, auf ihrem Bett sitzend, einen Wein trinken und sie ihn eindeutig sexuell
animiert, löst er sich von ihr und verlässt das Haus.
An Danutas Schlafzimmer hält er noch kurz inne, traut sich aber nicht hinein. Er läuft
erst langsam, dann immer schneller durch den dunklen Wald zum See
Als er sich an einem Baumstamm ausruht, sieht er, wie 3 Frauen mit Rubensfiguren nackt in den See springen und wie kleine Mädchen ausgelassen herumtollen - sie lachen sich gerade über die Männer ab.
Julian wird von Robert beobachtet, der sich an ihn heranschleicht und ihn von hinten überfällt. Sie balgen miteinander, wie damals. Das ist ihre erste direkte Begegnung nach all den Jahren.
Robert wirft ihm vor, ein Feigling zu sein, weil er damals abgehauen sei und Danuta allein
gelassen habe.
Julian regt sich darüber auf, dass Robert nichts Besseres zu tun gehabt habe, als sie zu heiraten.
Robert ist wütend und wirft ihm seine feinen Liebestheorien vor, er greift ihn als den
"feinen Professor" an, der schlaue Sprüche klopft, aber sich zu schade und zu feige ist,
sie zu leben.
Er wirft ihm trunken an den Kopf, dass Paulina seine Tochter ist und dass er sich Danutas
Lüge über Julians Vaterschaft wegen Paulina jahrelang still hat gefallen lassen; er fordert
ihn heraus, immer stärker auf ihn einprügelnd.
Julian ist völlig durcheinander, will sich über alles in Ruhe unterhalten und haut
schließlich ab. Robert versucht zuerst, ihn einzuholen, lässt es aber dann doch sein.
Julian rennt durch den Wald und versucht seine Gedanken zu ordnen - jetzt erst kapiert er,
dass Paulina seine Tochter ist.
In seinem Kopf entstehen traumhafte Bilder, Berlin, Paulina: er berührt sanft ihre Fingerspitzen,
er küsst Paulina, er umarmt sie leidenschaftlich. Traum? Wirklichkeit?
Er geht auf das Haus zu und stürzt in Danutas Schlafzimmer. Die getrennt stehenden Betten sind leer.
Er findet Danuta zusammengekauert in der roten Decke auf der Terrasse. Ihre erste wirkliche
Begegnung.
Julian und Danuta sitzen nebeneinander, sie ist froh und traurig zugleich und Julian berührt sanft ihre
Fingerspitzen... ein Bild der Liebenden. Paulina steht im Haus und sieht durchs Fenster,
wie Robert unbeweglich am Jasminbusch steht und irgendetwas mit großer Intensität beobachtet.
Er lächelt! Sie sieht die Verliebten. Sie weint.
Sie läuft aus dem Haus an den beiden vorbei, alle rennen ihr hinterher.
Paulina rennt über den maroden Steg zum Wasser, sie läuft zu ihrem Lieblingsplatz am See
und bleibt in einer gebrochenen Bohle hängen. Sie kann sich allein nicht befreien, verletzt
sich stark und jammert vor Schmerzen.
Beide Männer kommen angerannt, um ihr zu helfen. Robert nimmt sie Huckepack, Julian stützt sie.
Beide Männer, der eine rechts, der andere links, begleiten sie humpelnd nach Hause.
Am Lagefeuer legen beide schweigend Holz auf. Das Feuer lodert, Danuta legt ihr liebevoll
einen Verband an. Paulina hat starke Schmerzen, lässt sich das aber gefallen...
Nächster Morgen
Die Kleinfamilie sitzt zusammen unter dem Apfelbaum, an dem über ihnen ein Säckchen mit
Handys hängt - der einzige Ort an dem man gelegentlich noch Handyempfang hat.
Danuta sitzt neben Robert, gegenüber Paulina und Julian. Ein ganz normales Frühstück:
"Die Butter bitte, ist da noch ein wenig Kaffee?"
Danuta ist durcheinander, versucht jedoch die Fassung zu wahren, Robert wirkt freundlich,
sachlich, gleichzeitig erleichtert, so, als habe er für sich eine Lösung gefunden. Julian
versucht, sich und Danuta irgendwie zu trösten, lächelt ein wenig hilflos. Paulina ist sauer,
enttäuscht, versucht den Professor sprachlich zu korrigieren, sie kriegt keinen Bissen runter.
Danuta und Julian sitzen sich gegenüber, sie sind allein, Robert pflückt einen
Blumenstrauß und stellt ihn Danuta vor die Nase: "Danke."
Danuta: "Wofür?"
Robert: "Du weißt schon."
Er geht weg.
Imre legt Julians Buch über die Liebe auf den Gartentisch seines Hauses, in dem er bei seiner Mutter unterm Dach wohnt, schnallt seinen Rucksack um, hebt kurz seinen Hut in Richtung seiner Mutter, die auf der Treppe steht und schließt das Gartentor hinter sich. Die Mutter (Johanna) nimmt das Buch an sich und traut ihren Augen nicht; "Das Buch der Liebe" von Julian Cloppenburg.
Sarah verlässt das Haus, immer noch große Dame in eleganter Kleidung und weitem Hut - sie trägt
schicke Beautycases und einen eleganten Koffer.
Aus dem Haus stürzt Paulina: so voll bepackt, dass sie ihr Gepäck mehrmals verliert. Sie schaut
zum Apfelbaum, unter dem Danuta, Julian und Robert sitzen.
Ein alter, vielgereister, zerbeulter Alukoffer verlässt Dominikowo - identisch mit der Ankunftsszene
von Julian - feste Schuhe begleiten ihn.
Robert verlässt das Dorf. Sein Schritt ist leicht er schaut nach vorne, dreht sich nicht um.
In der Ferne sehen wir im sommerlichen Rapsfeld, dass ihm jemand folgt. Imre schleppt einen dicken
Rucksack und macht sich ein wenig tänzelnd in die große Welt.
Julian, Danuta und Paulina sitzen in einem Berliner Restaurant - das gleiche Lokal, der gleicher
Tisch, die gleiche Sitzordnung, wie zu Anfang mit Julians und Paulinas Annäherungsversuchen.
Danuta ist aufgeregt und teilt Paulina mit, dass Julian ihr leiblicher Vater ist, Paulina steht
auf, schaut Julian direkt ins Gesicht und bekommt einen Lachanfall, sie verlässt das Lokal.
Julian greift nach Danutas Hand /identisches Bild, wie damals mit Paulina. Danuta zieht ihre Hand langsam weg,
verschränkt ihre Arme.
"Zu spät.", sagt sie.
Auf dem Uni-Flur sitzen die Musiker und schreiben an einem neuen Song, Paulina ist nicht dabei, Julian bleibt stehen und fragt unsicher, wo er sie finden könne. Die Musiker zitieren einen Songtext und nehmen seine Frage nicht ernst. Total verunsichert steuert er auf den Vorlesungssaal zu. Sein erster Blick fällt auf die erste Reihe, aber ihr Platz ist leer.
Imres Mutter Johanna, eine Deutsche, die Dominikowo nie verlassen hat, sucht in Berlin eine Straße. Auf ihrem Zettel steht Julians Adresse. Sie setzt sich direkt vor seinem Haus in ein Cafe und wartet. Als Julian das Haus verlässt folgt sie ihm. Julian sitzt auf einer Bank am See und notiert sich etwas. Sie setzt sich neben ihn und wartet ein wenig ab. Julian nimmt von ihr keine Notiz, ist aber stark verunsichert. Sie schauen beide nach vorne, aufs Wasser.
Johanna holt sein Buch aus der Tasche und bittet ihn um eine Widmung, Julian
fühlt sich geschmeichelt.
Schreiben sie bitte: "Für Johanna, die in ihrem Leben nur ein stück Fleisch war."
Julian schaut sie verwirrt an und ihm dämmert: Johanna, die Johanna - was für ein Zufall.
Sie schaut ihn an. "Du hast mich damals nur als ein Stück Fleisch benutzt. Deshalb habe
ich Dir auch nur ein Stück Fleisch gebären können. Da habe ich auch meinen geliebten Imre für
immer verloren."
Julian verteidigt sich, er habe von der Totgeburt nicht gewusst.
Sie sagt ihm die Sätze, die Danuta immer für sich behalten hatte.
Julian's Leiche schwimmt auf dem Wannsee.